Der Satz “Sei mutig und folge deinem Herzen” ist leicht gesagt. Es ist aber meist schwerer getan. Dennoch verbirgt sich so viel Wahrheit darin. Denn um dem Herzen zu folgen, braucht es richtig viel Mut. Denn die größte Entfaltung und Erfüllung liegt meist außerhalb der Komfortzone und manchmal sogar außerhalb dessen, was man sich wagt zu träumen.
Ich selbst durfte 2020 meinen Mut beweisen. Für mich war klar, dass es in dem damaligen Job nicht weiterging. Es gab keine Möglichkeit mehr, mich dort weiterzuentwickeln. Ich spielte mit dem Gedanken, einfach zu kündigen und mich selbstständig zu machen. Natürlich kamen mir sofort viele Gedanken: Was, wenn ich nicht erfolgreich bin? Was, wenn ich nicht genug Geld verdiene? Gefällt es mir überhaupt selbstständig zu sein? Kann ich mit Steuern und dem ganzen Kram überhaupt umgehen? Ich kenne mich ja gar nicht aus und habe keine Erfahrung.
Genau da hören die meisten Menschen auf, denn es gibt scheinbar zu Vieles, das dagegen spricht, zu viele Unsicherheiten. Ich ließ den Gedanken anfangs auch fallen. Doch der Gedanke daran selbstständig zu sein und für mich selbst zu arbeiten, ließ mich nicht los. Soll ich kündigen? Soll ich nicht? Ich hatte das Glück, dass ich ein Umfeld hatte, das mich sehr bestärkt hatte.
Ich habe mich dazu entschlossen mutig zu sein und zu kündigen. Denn mein Herz flüsterte mir zu: Wenn du es wirklich von Herzen willst, dann tu’s einfach. Sogar mein Verstand sagte: Du kannst jederzeit wieder zurück oder dir einen neuen Job suchen, sollte es doch nicht klappen.
Bis ich zu diesem Punkt kam, verging einige Zeit. Es war ein Prozess. Was hat mir bei diesem Prozess geholfen?
Es gab zwei Fragen, die für mich entscheidend waren:
1. Was ist das Schlimmste, das passieren kann?
2. Was würdest du tun, wenn du keine Angst hättest?
Malt man sich einmal aus, was das Schlimmste wäre, ist es gar nicht mehr so schlimm. Meine Gedanken waren: Ich habe Familie und Freunde, die mir finanziell aushelfen könnten, falls alles schiefläuft und ich kein Geld mehr hätte. Ich könnte vorübergehend einen anderen Job finden, der mich über die Runden bringt. Vielleicht würde es mir nicht gefallen und ich müsste mich neu orientieren – dann weiß ich wenigstens, was ich nicht will.
Und was ich tun würde, hätte ich diese Sorgen und Ängste nicht? Dann würde ich sofort kündigen! Ich würde dem Ruf meines Herzens folgen und meinen Alltag voll Freude gestalten. Ich würde mit Leichtigkeit Geld verdienen mit etwas, das mir total viel Spaß macht.
Mir wurde bewusst, dass ich immer wieder einen Gedanken hatte: Es gibt nichts Traurigeres als Menschen, die in einem Beruf, einer Beziehung oder an einem Ort festhängen und dort unglücklich sind. Dabei war ich selbst einer von ihnen! Zu dieser Zeit sogar in zwei Bereichen: Job und Beziehung. Das war für mich eine Erkenntnis, die mich wachrüttelte.
Der fehlende Mut. Wenn du Angst hast und es trotzdem wagst, ist das Mut. Du überwindest deine Angst. „Mut heißt, voller Angst zu sein, aber sich nicht von ihr beherrschen zu lassen“ (Osho 2019:110).
Es fühlt sich so an, als würdest du auf einer Eisplatte im Meer herumtreiben. Es ist wacklig, instabil und unsicher und sie könnte jederzeit schmelzen oder brechen. Wenn du dann aber einfach den Sprung ins kalte Wasser wagst, wachst du auf, du wirst lebendig, voller Freude und neugierig. Du willst gar nicht mehr, dass es aufhört, wenn du einmal einen richtig mutigen Schritt gemacht hast, denn es fühlt sich so wahr und wunderbar an.
Osho hat ein wunderbar passendes Zitat in seinem Buch Mut. Lebe wild und gefährlich.:
„Am Anfang besteht kein großer Unterschied zwischen einem Feigling und einem mutigen Menschen. Der einzige Unterschied ist, dass der Feigling auf seine Ängste hört und ihnen nachgibt, während der Mutige sie beiseite schiebt und weitergeht. Der Mutige geht trotz aller Ängste ins Unbekannte.“ (Osho 2019:15)
Das Zitat ist so wunderbar, weil es einfach wahr ist: Beide Menschen haben Angst. Und einer davon wagt den Sprung trotzdem.
Ich muss zugeben, nicht nur die beiden oben genannten Fragen haben mich sehr in meinem Prozess unterstützt. Das Buch Mut. Lebe wild und gefährlich. von Osho hat mir wirklich das gegeben, was im Titel steht: Mut.
Die Worte, die darin stehen, sind unglaublich bestärkend und inspirierend. Fragen wie: Würdest du das gleiche Leben gerne noch einmal leben? Oder Worte wie: Weisheit entsteht durch das Zusammentreffen von Herz und Intellekt, sind erkenntnisreich und bestärken. Osho erzählt Geschichten und gibt Beispiele, um das Vertrauen und damit den Mut in sich wiederzuentdecken.
Dafür gibt es kein Rezept mit bestimmten Schritten, die vorgegeben sind. So etwas findest du auch im Buch nicht. Es ist eher das Bewusstsein, das du entwickelst, dass alles im Leben unsicher ist. Auch der 0815-Job oder die lange Beziehung sind nicht sicher, auch wenn es sich so anfühlt. Es fühlt sich sicher an, aber in Wirklichkeit sitzt du in deinem eigenen Gefängnis. Denn das „unsichere“ Leben da draußen bietet so viel mehr. Es bietet Freiheit.
Bussi Baba,
Tina
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